Incoming-Entgelte kurzzeitig auch bei ausgeschaltetem Handy 10.01.2009
13:16
Wie bereits gemeldet, hat der Roaming-Karten-Anbieter United Mobile zum Jahreswechsel seine Tarife angepasst. Der Daten-Preis wurde in allen Tarifen vereinheitlicht und damit für Kunden der reinen Daten-SIM-Karte (bisher 99 Cent pro MB) erhöht und kostet nun generell 1,29 Euro pro MB plus einmalig 39 Cent pro Datensession. Der einmalige Verbindungspreis für abgehende Gespräche wurde von 25 Cent auf 19 Cent gesenkt.
Jetzt zusätzlich 19 Cent pro eingehendem Anruf im UM+-Tarif Allerdings werden jetzt erstmalig auch alle ankommende Anrufe mit 19 Cent pro Anruf berechnet, was in den Tarif-Tabellen von United Mobile derzeit nur im Kleingedruckten zu finden ist. Dieser Aufschlag wird für ankommende Gespräche sowohl im UM+ (Vorwahl +44) als auch im UM423-Tarif (Vorwahl +423) erhoben.
Probleme bei der Tarifumstellung
Zeitweise wurde der Einmal-Preis von 19 Cent auch bei Anrufen berechnet, die auf der "UM+"-Mailbox eingingen. Dadurch konnten Anrufer das Konto des Angerufenen herunterschmelzen, bis der eingezahlte Betrag zu gering war, um weitere Anrufe entgegen zu nehmen. Bei weniger als 19 Cent Guthaben war die angewählte Karte zeitweise nicht erreichbar. Nach Auskunft von United-Mobile Chef Sven Donhuysen war diese Berechnung "nicht richtig". Jetzt ist selbst bei 5 Cent Restguthaben die Mailbox wieder problemlos erreichbar.
UM423: Kontostandsabfrage bleibt kostenfrei
Bei den UM423-Karten mit Liechtensteiner Vorwahl kann der eigene Kontostand per Anruf erfragt werden. Dazu wird ein Callback zur Kurzwahl 089 ausgelöst. Im Rückruf nennt eine Ansage den Kontostand auf englisch (ab Werk voreingestellt) oder deutsch (unter Kurzwahl 055 einstellbar). Bei Tests der teltarif-Redaktion waren am Mittwoch irrtümlich 3 Cent pro Kontostandsabruf berechnet worden, das Problem wurde behoben. Die Ansagen sind wieder kostenfrei.
Entspannt im Urlaub telefonieren? Im UM+-Tarif nur bei deaktivierter Mailbox
Mögliche Hintergründe der Preiserhöhung
Der Grund für die Preiserhöhung bei den UM-Roaming-Karten dürfte unter anderem in den bisher extrem günstigen Tarifen liegen, da ankommende Gespräche im Ausland für den Kunden auch dann kostenlos angeboten wurden, wenn sich das Angebot nur knapp oder über eine Mischkalkulation rechnen kann. Verbindungen zu Handys mit UM+-Karte unter der Vorwahl der Insel Jersey (+44 7937) waren teilweise zu Festnetz-Preisen möglich. Der günstigste Call-by-Call-Anbieter nimmt britischen Handys derzeit knapp 10 Cent, zum Festnetz sind es knapp 1 Cent. Wie hoch der Preis von Jersey Mobile für die Durchleitung der Verbindungen für United Mobile ist, ist nicht bekannt. Sollte ein Anruf dann noch zur Mailbox weitergeleitet werden, die bei der Firma Materna in Dortmund gehostet wird, entstehen weitere Kosten für United Mobile, die der Roaming-Discounter bei seiner Kalkulation berücksichtigen muss. Kunden die sich nur anrufen ließen oder einen externen Callback auf die Karte gelegt haben, waren für United-Mobile wenig lukrativ.
Bei Anrufen nach Liechtenstein macht der hohe "Premium"-Tarif, den anliefernde Telefongesellschaften an die Telecom Liechtenstein bezahlen müssen, die Kalkulation wesentlich einfacher. Bisher reichten die Einnahmen sogar, um die Gespräche bis China kostenlos weiter zuleiten, seit Jahresanfang werden hier 69 Cent pro Minute plus einmalig 19 Cent pro Verbindung verlangt.
Dass UM+-Kunden selbst im EU-Land Belgien mit der UM+ Karte nicht mehr kostenlos erreichbar sind, hat selbst Kenner der Szene überrascht. Es ist denkbar, dass mit gezielten Preiserhöhungen der Vorlieferanten das günstige Angebot von United-Mobile ausgebremst werden soll. Bei Nutzung der UM423 fallen in Belgien derzeit ankommend noch keine Kosten außer der Einmalgebühr von 19 Cent an.
Konditionen für Roaming bei United Mobile deutlich verschlechtert
Die frisch angepassten Tarife machen die "britische" UM+-Karte, die sicher derzeit in alle vier deutschen Netze einbucht, längst nicht mehr so interessant wie zuvor. Auch die Liechtensteiner UM423-Version ist nicht immer die ideale Alternative. Bei ihr werden jetzt ebenfalls 19 Cent pro eingehendem Gespräch erhoben, wie bei der Roaming-Karte mit +44-Vorwahl. Dazu zahlen die Anrufer je nach Netz nach "Liechtenstein premium mobile" deutlich höhere Preise, günstigere Call-by-Call-Anbieter schaffen oft keine Verbindung. Bei Tests der Redaktion war die Vorwahl +423-663 beispielweise aus den Mobilfunknetzen von T-Mobile UK und T-Mobile USA nicht erreichbar ("Nummer gesperrt").
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die SIM-Karten von United Mobile mit +423-Vorwahl in Deutschland derzeit oft nur ins E-Plus-Netz einbuchen. In diesem Fall kann es dazu kommen, dass der Versand von SMS-Nachrichten mit einer Fehlermeldung quittiert wird. Die nicht zustellbaren SMS werden erst mit 29 Cent pro SMS berechnet. Diese werden aber kurz darauf automatisch wieder gutgeschrieben. SMS-Nachrichten ins Netz von E-Plus und zu ausländischen Netzen, die ein Roaming-Abkommen mit E-Plus haben kommen hingegen an. Es gab Zeiten, wo die Roaming-Karten mit +423-Vorwahl in alle vier deutschen Netze einbuchen konnten. Vermutlich möchten die deutschen Netz-Betreiber sich unliebsame Konkurrenz vom Hals halten und haben das Roaming-Abkommen gekündigt oder United Mobile sind die geforderten Roaming-Tarife schlicht zu hoch.
Fazit
Aufgrund der neuen Kosten für eingehende Anrufe in allen Ländern ist das Angebot von United Mobile nicht mehr besonders attraktiv. Für gelegentliche Reisen in europäische Länder kann der Nutzer somit auch die gewohnte deutsche SIM-Karte seines Handys weiterverwenden, da durch die EU-Vorgaben für ankommende Telefonate generell höchstens 26 Cent pro Gesprächsminute zu bezahlen sind. Das ist nicht viel teurer als bei United Mobile und man ist auch im Ausland unter der eigenen bereits bekannten Rufnummer erreichbar. Allerdings kann auch hier die Mailbox zur Kostenfalle werden, wenn die Umleitung beim Mobilfunkanbieter im Ausland zusätzliche Kosten verursacht. Also sollte auch in diesem Fall die Rufumleitung deaktiviert werden.
Wer öfter ins Ausland fährt und beim telefonieren mit dem Handy sparen möchte, kann sich alternativ eine Roaming-SIM-Karte mit deutscher Vorwahl besorgen, etwa aus dem Bestand des virtuellen Netzbetreibers vistream, wie zum Beispiel die Karte von solomo.
Henning Gajek